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DIE WERNER AURIN STORY

The early years...
Geboren am Rosenmontag 1951in Mainz, erblickte Werner Aurin das Licht der Welt mit einem – so die Familien Saga - deutlich zu erkennenden „Heile-heile-Gänsje“ auf den Lippen. Vielleicht hatte er das Toni Hämmerle Werk schon im Mutterleib von überall her vernommen ...
Im Alter von acht Jahren komponierte der Werner seine erste „Blockflöten Sinfonie“. Seine Kusine und einige Nachbarskinder wurden von ihm in stundenlangen Übungseinheiten gequält, um die Uraufführung im weiteren Familien- und Freundeskreis möglich zu machen. Audiovisuelle Dokumentationen aus dieser frühen Schaffens-epoche sind leider nicht überliefert...
Dafür schon eher von öffentliche Auftritten des Mainzer Domchors, bei dem der von Talent-Scouts der Diäzöse als musikalisch eingestufte Knabe eine fundierte Gesangs - Ausbildung von Professor Cöllner erhielt, dem strengen, aber durchaus beliebten Domkapellmeister. Diesem damals schon ziemlich professionellen Knabenchor gehörte er bis zu seinem Stimmbruch, den er beim Sturz von einer allzu steilen gregorianischen Tonleiter erlitt, drei intensive Jahre lang an.
Seine ungeteilte Aufmerksamkeit galt der klassischen Musik, bis der Pupertierende 1964 zum erstenmal im Ra-dio die Beatles hörte. Von nun an waren Flöten- und Klavier- out, dafür Gitarrespielen in, was er sich in Ermangelung genre-kundiger Lehrer autodidaktisch draufschaffte.
Folgerichtig wurde 1968 mit der ersten selbst verdienten E-Gitarre (ein „Gibson SG“- Nachbau von Hohner), die erste Schülerband gegründet. Zumindest ihr Name „Forest M. Eirey“ machte schon einen professionellen Eindruck. Bei ihrem ersten Auftritt in einem Jugendclubkeller hatte der Drummer noch kein eigenes Schlagzeug, und die gesamte Band nur einen Gitarrenverstärker, aber den Mut zwischen zwei Sets einer schon etwas etablierteren Combo, auf deren Instrumente und Gesangsanlage zwei Songs von Cream und Dylans „Blowing in the Wind“ zu performen! Ihre Show war so wild und schlecht, daß keiner der staunenden Jugendlichen im Publikum ernsthaft glauben konnte, sie könnten jemals einen Titel richtig Nachspielen...Doch da unterschätzte man ihr kreatives Potential und ihren unbedingten Willen, es jetzt erst recht allen zu zeigen! Die Originalbe-setzung mit Werner Aurin Leadguitar u. vocals / Peter Wannagat: Rythmguitar u. vocals/ Wolfgang Vogel: Farfisa-orgel ( seine“ Wersi-Orgel“ im Selbstbaukasten Prinzip wurde nie so richtig fertig...), und Günther Dolezik Drums, blieb über die Schulzeit hinaus zusammen. Ihr Klassensprecher , der Industriellen Sohn Peter Berdelle –Hilge, ernannte sich selbst zum Manager und besorgte unglaublich viele Gigs in Mainz und Umge-bung. Sein Hauptverdienst für die Band war es jedoch, einen eigenen Proberaum in der stillgelegten Pumpen-fabrik seines Vaters organisiert zu haben. Doch da diese helle, geräumige Halle sich just in der Mitte eines Hinterhofes der Mainzer Neustadt befand, stand bald die Polizei auf der Matte. Für die Bewohner der Mietshäuser ringsherum, waren die künstlerischen Bemühungen der Jungs nichts als akustische Umwelt-verschmutzung...und so herrschte für einige Monate Probenverbot. Ausgerechnet in jenes Übevacuum fiel ihr damals erster großer Gig...Sie durften auf dem Mainzer Johannisfest zusammen mit den damals angesagten “Sixty-Nine“, einer progressiven Rockband um den flippigen Drummer Roland Schupp, vor Tausenden von Menschen auftreten. Obwohl ihr Set vom Publikum wohlwollend aufgenommen wurde, war die Unsicherheit mangels Training so groß, daß Werner Aurin die meiste Zeit den Leuten beim Gitarrespielen den Rücken zukehrte. Was ihm lediglich den Ruf einbrachte, besonders cool und arrogant zu sein...
Es war zwar nur ein unglaublich schmutziger Keller, der sich gleich neben einer nach Taubendreck stinkenden Schreinerwerkstatt im gleichen alten Fabrikgelände befand, aber nach einigen Aufräum- und Renovierungsar-beiten immerhin wieder ein Proberaum. Diesmal konnte es keine Lärmbelästigungen mehr geben.
Zwischenzeitlich stießen der Bassmann und Mittelstreckenläufer Georg Krebs und der Solosänger und Speer-werfer Winnie Oehrlein dazu. Sie kannten Werner vom USC Mainz, wo sie in der Jugendmannschaft Leicht-athletik betrieben und unter der Dusche Beachboys Oldies mit fanatischen Falsettstimmen sangen.(Übrigens brüstete sich Krebs noch jahrelang mit der Behauptung, er hätte dem späteren Profi Aurin das Gitarrespielen beigebracht, was in so fern stimmt, daß er der erste war, der drei amtliche Griffe mit Namen kannte, da er ja auch als erster eine Klampfe besaß, auf der er „house of the rising sun“ spielen konnte, was bei den üblichen Parties nach den Wettkämpfen immer gut ankam.)
Werner Aurin ,der seit 1967 eigene Songs schrieb, die Anfangs noch leicht pennälerhaft rüberkamen, brachte immer überzeugender seine Ideen in die Gruppe ein. „Lover`s Madness“ z.B. war eine durchaus anspruchsvolle Rockballade, die übrigens ein gutes Dutzend Jahre später von einer jungen Band aus Oxford gecovered wurde. Das Equipment von Forest M. Eirey wurde mit steigenden Gagen immer bombastischer und der Sound richtig fett. Man orientierte sich an frühen „Klassik-Rock-Synphonikern“ wie „Yes“, bei denen polyphone und fili-grane Gitarrenarbeit, vor allem auch ungerade Takte, die immer experimenteller werdenden Einige Eigenkompositionen von Forest M. Eirey waren von „Yes“ inspiriert, aber auch von „Emerson, Lake und Palmer“, bei denen der röhrende Lesleybox-Sound der virtuos gespielten Hammondorgel unabdingbar wurde. So entschied man sich zwangsläufig für einen ersten personellen Cut, auch wenn man damit freundschaftliche Gefühle verletzen mußte. Wolfgang Vogel , der sich nun ganz dem Medizinmann-Studium widmen konnte, wurde durch Bardo Menke ersetzt, der sozusagen als Mitgift eine amtliche Hammond-B5 mit der dazuge-hörenden Lesleybox und ihrem typischen, rotierenden Lautsprecher Hörnern im möbelartigen Holzkasten in die Bandehe einbrachte. So nebenbei war er durch jahrelangen Klavierunterricht und den sonntäglichen Kirchenorgel Dienst tastentechnisch unheimlich fit! Da tolerierte man sogar sein biederes Saubermann-Image, und daß er mit den superlangen Haaren und flippigen Outfit, in dem die anderen Forests überall aufkreuzten, nicht so mithalten wollte. Der Baß - Gitarrist Georg Krebs war durch die höheren musikalischen Anforderungen der frühen 70iger zunehmend überfordert und verabschiedete sich in Raten, da er sowieso mehr auf Oldies der Beat-Aera stand. Winnie Oehrlein entwickelte schon nach den ersten Auftritten gewisse Starallüren und wurde seiner „Solo-Kariere“ überlassen. Fortan spielte Peter Wannagat Baß und übernahm die Leadvocals, da er von den übrigen Gruppenmitgliedern die mit Abstand lauteste Rockröhre und den längsten Bart besaß. Bald ging ihm und den andern Jungs der Sound seines alten „Hohner-Paul McCartney-Basses“ heftig auf die Nerven. Außerdem galt damals noch der Bassbediener so gut wie nichts, der Gitarrengott aber bedeutete alles...
Folgerichtig mußte ein neuer Baßmann mit dem gerade angesagten Fender Jazzbass per Zeitungsanzeige gefunden werden, damit Wannagat seine neu erworbene „Fender Stratocaster“ als 2. Gitarrist einsetzen konnte. Von den vielen Vorspielaspiranten fiel Bodo Feldmann nicht nur durch seine imposante, gewichtige Erscheinung auf, durch die er für die Rolle des ruhenden Mittelpols wie geschaffen schien; er brachte auch noch einen Sänger mit, der mit ihm schon jahrelang in einer Wiesbadener Band gerockt hatte: Klaus Papendorf. Er besaß neben einem eigenen Sure-Microphone eine interessante, vibratoreiche Stimme a la Roger Chapman . Obwohl von der Wiesbadener Seite, waren die beiden sofort „gebong“. Die beiden Neuen waren es auch, die mit der Idee rüber kamen, man sollte als Rockband eine Botschaft haben, und die müsse gesellschafts-kritisch sein. Damit auch der einfache Arbeiter - und um dessen Aufklärung ging es in jenen Tagen - die Texte verstehen konnte, sollte von nun an deutsch gesungen werden. Man bedenke es war 1972, und Udo Lindenberg kannte man - wenn überhaupt - nur als Trommler ... Es begann die Zeit des Textetüftelns und nächtelanger Diskussionen über die politisch korrekten Inhalte. Sie machten es sich nicht leicht und legten jedes Wort auf die lyrische Goldwaage, bevor es alle Mitglieder ihres Kollektivs demokratisch abgesegnet hatten. Gleichzeitig wuchs bei den Musikern das Selbstbewußtsein und die Erkenntnis, tatsächlich etwas in der Ö;ffentlichkeit zu sagen zu haben, mit den steigenden Besucherzahlen ihrer Konzerte. Es waren immer häufiger die gerade aufkommenden Rockfestivals, aber auch gewerkschaftlich organisierte Jugendkonzerte und kommunistisch angehauchte AstA-Veranstaltungen der Uni Mainz. Es wurde Zeit für einen ,dem neuen Repertoire entsprechenden Namen. Ab 1973 war „Forest M. Eirey“ Rockgeschichte, die Zukunft sollte „Graufabrik“ gehören... In diesem denkwürdigen Jahr konnte sich Werner Aurin endlich eine amtliche E-Gitarre leisten. Er kaufte von dem damals schon ziemlich professionellen Mainzer Jazzrock-Gitarristen Jurei Galan dessen gebrauchte Epiphone „Casino“, Baujahr 63. So also muß der Umstieg von VW-Käfer zu Porsche Carrera sein, dachte er sich bei den ersten Probeläufen...
Für stramme 1100 Märker gehörte ihm nun eine schmucke, sunburn lackierte Halbresonanz-Gitarre , die durch die beiden „Humbucker“ Tonabnehmer einen warmen, sustainreichen Ton , aber noch keinen Ressonanzblock hatte, und von daher sehr anfällig für Feedback war. Er spielt sie noch heute.
Seine erste E-Gitarre, den bereits erwähnten Gibson SG-Nachbau, hatte er noch ein Jahr lang parallel am Start.
Sie war zwar kein Original, brachte dafür aber den etwas rockigeren Sound. Bis zu jenem Tag als sein Großvater starb. Während einer heftigen Probe der absoluten Kollektiv-Improvisations Band Hohlzeit, fühlte sich der junge Musiker so eigentümlich unbeteiligt bei der Session.. Nach gut einer Stunde pausenloser musikalischer Interaktion, überwältigte ihn ein heftiger Trauerschmerz derart, daß er besagtes Instrument als Beil mißbrauchte und einen zufällig vor ihm stehenden Holzstuhl mit drei gezielten Hieben zu Kleinholz schlug, was die Gitarre leider nicht überlebte.
Es war Eckehard Haase , der mit der Idee rüber kam, den Freejazz mit einzubeziehen. Er outete sich als nahezu bigotter John Coltrane Fan, und so war es für ihn zwingend, sich ein Tenorsaxophon zu zulegen und von Anfang an mit, wie er es nannte, röhrendem Ton, Penthatonik Skalen in ekstatischer Verzückung zu blasen. Zu diesem Zwecke baute Haase bei jeder Probe zuerst einen kleinen Altar mit dem Konterfei des Meisters auf, und dann erst das Instrument zusammen. Seit dem 17. Juli im Jahr 72 traf er sich mit den beiden Gitarristen Aurin und Wannagat am Todestag des afroamerikanischen Ausnahmemusikers, um eine meditativ zelebrierte Ge-denktag Session zu spielen und als Tonband Mitschnitt für die Nachwelt zu dokumentieren.

Hier bei entstand die modale Hymne „Für John Coltrane“, die seitdem in den 70-igern alljährlich aufgeführt wurde. Da bei den Lo-kalmatadoren Graufabrik personell schon alles festgefügt schien, und für ihn offensichtlich keine echte Chance bestand, vollwertiges Bandmitglied zu werden, obwohl er sich schon durch seine ausgefeilten Lied-textüberarbeitungen quasi zum inneren Kreis zählen durfte; und für Werner Aurin und Peter Wannagat durch das Primat der Textbotschaften immer weniger Raum für gitarrenspezifische Improvisationen bzw. Experimente im Sinne des neu entdeckten Jazzmottos blieb, formierten die drei Freunde die Gruppe „Hohlzeit“. Anfangs spielte man noch unplugged die sehr kopflastigen, latent christlich beeinflussten Lieder von Eckehard Haase; z.B. auf einem privaten Hauskonzert bei ihrem ehemaligen Erdkundepauker Ludwig Holzheit, der angeblich auch als Namensvetter für das innovative Trio herhalten mußte. Sommer 73 dann schon bei einem großen alternativen Rockfestival auf dem Mainzer Sportplatz „Am Jugendwerk“, wo das Trio dem staunenden Publikum ein halbstündiges „Für John Coltrane“ modal improvisierend zumutete und den Rest ihrer wertvollen Auftrittszeit der Diskussion widmete, um einer im Vorfeld vom Veranstalter schon ins Abseits gedrängten Frauenrechtlergruppe ein Forum im Form der Hauptbühne zu bieten. Ihr Thema war „Mein Bauch gehört mir“. Der Veranstalter schrie wütend von dem zur Nebenbühne umfunktionierten LKW-Anhänger aus : „Eure Gage kriegt ihr nie!“ Er fühlte sich im Recht, da er dachte, er hätte ein Ensemble von Liedermachern mit ihren netten, zeitkritischen Folk-Balladen engagiert. Bei diesem legendären Event sah sie der schon ein paar Jahre ältere Schlagzeuger, Technikfreak und Sound-Tüfftler Arnulf Doell und lud die „Rebellen“ am gleichen Abend noch zu einer Teezeremonie ein, bei der sie spontan die Band „Hohlzeit`s Elektric Jazz“ gründeten. Von nun an war ihr Sound rhythmischer und kompromissloser. In dieser Hinsicht waren Sie dem gerade aufkommenden Rock- Jazz um Meilen voraus. Eine einzige Regel erkannten die zornigen jungen Männer des Freejazz an: Sollte aus der wilden Kollektivimprovisation eine Melodie entstehen, durfte sie auf keinen Fall wiederholt werden. Somit waren alle kreativen Lichtblicke schon im nächsten Augenblick unwiederbringlich dem schwarzen Loch des Vergessens geopfert. Highlight ihrer wenigen Auftritte war 74 ein Konzert im Städtischen Theater zu Mainz, im Rahmen des Jugendabos. Mittlerweile war Jürgen Gillert mit seiner Querflöte dazu gestoßen. Obwohl sie als besonderen Bonbon eine Jazztanzgruppe attraktiver Sportstudentinen in ihr Auftrittskonzept integrierten, polarisierte ihr elektrifizierter Freejazz das Publikum; eine Hälfte fand es toll oder zumindest „kulturrelevant“, die andere Hälfte warf mit Münzen oder ließ aus den Programmheften gebastelte Papierflieger auf die Bühne segeln, was von der Empore aus besonders wirkungsvoll kam. Nach der Pause war dann nur noch die Hälfte der Leute da, dann wurde es noch mal richtig gut, was die Kritiker in der Mainzer Allgemeinen Zeitung nicht so fanden...
Bei einer der regelmäßigen Graufabrikproben erklärte Peter Wannagat seinen Abschied aus der Deutschrock-gruppe, um sich ganz Hohlzeit und seinen Nietzsche Studien widmen zu können. Nur Werner Aurin übte weiterhin den Spagat zwischen den beiden polarisierenden Musikgruppen im gleichen Proberaum und geriet zunehmend unter Druck. Den einen zu progressiv und selbstdarstellerisch, war er den anderen wiederum zu sehr
den tradierten , normativen musikalischen Vorentscheidungen verhaftet und damit zu konservativ. In nächte-langen Diskussionen behauptete er seine Position, im Vordergrund stehe für ihn immer die Melodie...
Durch den Abgang von Wannagat fiel die zweite Gitarre weg, und das übrig gebliebene Kollektiv fand es okay, wenn Aurin als einziger Gitarrist bei „Graufabrik“ fungierte. Konnte er sich vorher mehr der Melodiegitarre in Form von Riffs und Soli-Gestaltung widmen, mußte er nun auch verstärkt den Harmoniepart der Rhythmus-gitarre bedienen.
Eine gute Erfahrungsbasis- nicht nur hierfür - gab ihm die Straßenmusik, die er in den Sommerwochen 73 zum erstenmal betrieb. Zusammen mit Eckehart Haase hatte er sich vorgenommen “Urlaub umsonst“ zu machen...
In Werner ´s klapprigem erstem Auto, einem 61- er „Fiat Jagst 600“ mit Schiebedach, packte die zwei Mann Band alle Instrumente, die sie akustisch irgendwie spielen konnten , und - damit es billiger wurde- aus den elterlichen Vorratskammern so viele Konservendosen wie möglich in den hoffnungslos überladenen Kleinwagen und machte sich in Richtung Dänemark auf. „Always on the road“ wurde ihre Hymne und ihre Erlebnisse würden ganze Romanbände füllen...
Um es kurz zu machen, sie schafften es von der Hand in den Mund zu leben, und das trotz eines Kolbenfressers auf der Autobahn in Dänemark. Während der Wartezeit auf den Abschleppwagen entstand Aurin´s bekanntestes Querflöten Stück „Motorschaden“. Sie schliefen auf der Straße, auf Parkbänken und am Meer im Sandburgen oder Strandkörben, aus denen sie morgens vom Strandwart unsanft hinausbefördert wurden, oder bei jungen Leuten, die sie am selben Tag noch beim mucken kennengelernt hatten. Erwähnenswert ist auch noch ihre Dreistigkeit, als damals völlig unbekannte Straßenmucker spontane Gigs in Szene Kneipen wie dem „Leinedomizil“ in Hannover, der „Pflaume“ in Lübeck und gar dem angesagten „Onkel Pö´s“ in Hamburg anzuchecken. Die Auftritte absolvierten die beiden Mainzer Amateurmusiker dann auf der Rückreise ihrer „Tour“ mit großem Erfolg und kleiner Gage ...In jedem Fall hatten sie- wenn auch romantisch verklärt- für einen kurzen Sommer lang die abenteuerhaltige Luft von Musikern „on the road“ geatmet und die süchtigmachende Droge Freiheit eingeworfen .
Im Sommer 74 folgte zwingend die Fortsetzung ihres Streetlifes , nur diesmal als „Tour de France“. Der sonnige Süden Frankreichs hatte es ihnen angetan und sie blieben schließlich an der Cote d`Azur hängen, weil sie schnell feststellten, daß den Franzosen hier die Franc Scheine am lockersten saßen und am leichtesten den Weg in ihre verwegenen Strohhüte fanden, wenn sie nur das richtige frankophile Repertoire in den Strand Cafés und Restaurants boten. Dieses mal nahmen sie weniger Instrumente mit, hatten aber dafür in Werners „Ford –Taunus- Kombi“ auf der Ladefläche Platz genug um in ihren Schlafsäcken zu übernachten. Was ihre Darbietungen anging, waren sie mittlerweile professioneller geworden und hatten festgestellt, daß es am besten kam, wenn Eckehard das auffällige Sopran Saxophon u. Werner die Gitarre spielte und sie sich auf ihre vier bis fünf wirkungsvollsten Stücke beschränkten. Dazu zählte „Summertime“, „Walk spirit- talk spirit“ von McCoy Tyner“, „The flatfoot floodgie“ von den Millsbrothers mit der unvermeidlichen „Satchmo“-Parodie von Haase und das beliebte „Motorschaden“ von der vorjährigen Dänemark Tour. In vielerlei Hinsicht war diese Reise der Höhepunkt ihrer Straßenmusikerkariere. Es folgte zwar 75 noch ein Remake, was aber schon allzu routiniert daherkam und mehr so eine Art von ritualisiertem Abklappern der bewährtesten Kultplätze des Vorjahres war. Sie waren ein überaus eingespieltes Team und machten alle neuen Bekanntschaften mit ihren bewährten Anekdoten platt...Im Sommer 76 fuhr Werner Aurin alleine in den Süden, nicht nur um sich zu beweisen, daß er es auch alleine schaffen kann, Straßenmusik zu machen, sondern um mal Urlaub von seinem „Brother in Space“ Eckehard zu machen, denn sie bildeten seit einem halben Jahr mit Arnulf Doell zusammen eine Wohngemeinschaft auf dem Land. Erst zwanzig Jahre später sollten sie noch mal zu einer gemeinsamen Tour aufbrechen, um es sich und dem Rest der Welt zu zeigen und ihr Gelübde von damals ein zu lösen... Statt im „ Leo Treber“ Fiat ging es im 280er Mercedes Benz auf die Straßen der Nostalgie- aber das ist eine andere Geschichte.
Bleiben wir im Jahre 73. Mittlerweile hatte sich der weltweit renommierte Schott Verlag mit seinem Vertiko Label für die Gruppe Graufabrik interessiert, da sich wohl so etwas wie eine Marktnische für „Krautrock“ Made in Germany auftat. Ihren ersten bundesweiten Fernsehauftritt hatte die Band bereits hinter sich; ausgerechnet in der Tagesschau, die einige Minuten von der ersten deutschen Lehrlings Kundgebung im Kurfürstlichen Schloß sendete und den Graufabrikauftritt wirkungsvoll featurete. Man bot den Jungs einen Plattendeal an, den sie aber nach einigen Verhandlungen ablehnten, da der A&R Manager von Vertigo, Dr.Hanser Strecker, darauf bestand, den Bandnamen zu ändern. Zwei negativ besetzte Attribute wie „Grau“ und „Fabrik“ seien nicht zu vermarkten. Wenn Fabrik schon sein müßte , wäre „Musikfabrik“ doch positiver... Wie aus damaliger Sicht nicht anders zu erwarten, entschieden sich die Mitglieder vom Musikerkollektiv Graufabrik für ein „Sich nicht verbiegen lassen“, und damit gegen einen Plattendeal bei dem einzigen Mainzer Label.
Zwischenzeitlich tauchten dafür Rudolf Leupner und seine Frau Elke, die immer einen aufgenähten roten Stern trug, im inneren Kreis der Band auf. Sie hatten ein eigenes Plattenlabel namens Kanal gegründet, und waren, selbst nach den Maßstäben jener Jahre, extrem politisiert. Sie hatten schon eine Produktion mit einer Wormser Politrockband vorzuweisen , die sich Komkol nannten, was soviel wie Kommunistisches Kollektiv bedeutete. Jedenfalls überredeten sie die Graufabrikler zu einer Eigenproduktion unter ihrem Label und ihrem Know-how, was zur EP „Plattenfließband“/“Chamäleon“ führte. September 74 gingen sie ins verlagseigene Tonstudio von Breitkopf und Härtel in Taunusstein, bei denen Leupner angestellt war, und nahmen die zwei Titel in einem Tag auf. Die Texte lieferte Leupner und die Band durfte die Musik dazu stricken. Obwohl schon fix und fertige, bereits live erprobte und auch weitaus stärkere Songs zur Verfügung standen, hatte es so zu laufen wie der selbsternannte Produzent es wollte.; und dabei hieß es in einem seiner beiden Liedtexte „und der Musiker bestimmt, was er auf Platte bringt“...
Die Scheibe wurde ein Hit, die 500 gepressten und noch selbst eingetüteten schwarzen Tonträger waren bald vergriffen und sind heute bei Sammlern sicher ein Hunni wert. Jetzt waren sie endlich weltberühmt in Mainz....
Herbst 1975 kam dann das Ende der „Local Heroes“ von der Graufabrik. Ihr Schlagzeuger „Günni“ Dolezik zog es nach München zur Uni, und Werner Aurin wollte es endlich wissen und seine Musikerkariere auf eine professionellere Ebene stellen, als es z.B. Bodo Feldmann wollte, der bereits Familie hatte und nicht auf Tour gehen wollte. Auch Klaus Papendorf konnte keinen überregionalen Erfolg anstreben, da er als Ingenieur einen sicheren Job hatte und verheiratet war. Sie organisierten noch ein Last Concert , zu dem immerhin tausend Fans pilgerten und „Graufabrik“ die letzte Ehre erwiesen.